Deshalb werden die Strompreise 2021 weiter steigen – oder auch nicht.

Industriebetriebe wie auch Haushalte beschäftigen sich mit der Frage: Werde ich nächstes Jahr für meinen Strom mehr zahlen müssen? Die klare Antwort: Es kommt darauf an.

Der Arbeitspreis für Strom setzt sich aus vielen Bestandteilen zusammen. Neben dem reinen Preis für die Energie fließen auch viele weitere Umlagen, Steuern und Abgaben in die Gesamtstromkosten ein. Im Detail sind das die EEG-Umlage, KWK-Umlage, § 19 StromNEV-Umlage, Offshore-Netzumlage, abschaltbare Lasten-Umlage, Netzentgelte, Konzessionsabgaben und die Stromsteuer. Im nachfolgenden sollen die gewichtigsten Strombestandteile in einer Pro- und Contra-Betrachtung gegenübergestellt werden. Schauen wir uns zunächst an, warum der Strompreis sinken könnte.

Deshalb wird der Strom 2021 günstiger:

Der in Deutschland verbrauchte Strom wird an der Börse EEX in Leipzig gehandelt. Hier können Energielieferanten Strommengen, die in der Zukunft erzeugt und verbraucht werden, handeln. In Folge der Corona-Krise ist der Strompreis an der Börse eingebrochen. Hat der Lieferant im Jahr 2019 zum Höchstpunkt Energiemengen für 2020 eingekauft, musste er dafür 5,3 ct/kWh zahlen. In Zeiten des massiven Strompreisverfalls, ausgelöst durch die Corona-Krise, war dies am bisherigen Tiefstpunkt zu 3,3 ct/kWh möglich. Nun ist es nicht fair Höchststände mit Tiefstständen zu vergleichen – es bietet dennoch eine gute Möglichkeit, um einschätzen zu können welches Einsparpotential theoretisch möglich ist.

Ein weiterer massiver Preistreiber für den Gesamtstrompreis ist die Erneuerbare-Energien-Umlage. Diese beträgt 2020 6,756 ct/kWh. Aus dem Topf der EEG-Umlage werden die festen Einspeisevergütungen für PV-Anlagen, Windkraftanlagen o.ä. finanziert. Diese ist seit der Einführung im Jahr 2010 von 2,047 ct/kWh auf 6,756 ct/kWh gestiegen. Um dieser Entwicklung entgegenwirken zu wirken, wurde an einer Änderung der Erneuerbaren-Energien-Verordnung gearbeitet. Ziel ist es, die Einnahmen aus der im Jahr 2021 kommenden CO2 Steuer zu verwenden, um die EEG-Umlage zu subventionieren. Zudem sollen Haushaltsmittel zur Unterstützung der EEG-Umlage bereitgestellt werden.

Deshalb wird der Strom 2021 teurer:

Der Strom, der durch Erneuerbare-Energien-Anlagen erzeugt wird, wird ebenfalls an der Börse in Leipzig verkauft. Das Delta zwischen der versprochenen Einspeisevergütung und dem Erlös der an der Strombörse erzielt werden kann, wird durch die EEG-Umlage ausgeglichen. Nun sind nicht nur die Einkaufspreise für Energielieferanten in Folge der Corona-Krise stark eingebrochen. Strommengen, die in EE-Anlagen erzeugt und an der Börse verkauft wurden, mussten ebenfalls massive Einbußen hinnehmen. Das vergrößert das Delta zwischen Verkaufserlös und garantierter Einspeisevergütung und führt zu einer stärkeren Belastung des EEG-Kontos.

Hinzukommt, dass im aktuellen Jahr 2020 weniger Strom verbraucht werden wird. Das bedeutet, dass die über den Stromverbrauch eingenommene EEG-Umlage in Summe deutlich niedriger ist. Zusammen sorgen diese zwei Faktoren dafür, dass einer geringeren Einnahme eine höhere Ausgabe gegenübersteht. Diese Effekte würden laut Agora Energiewende dafür sorgen, dass die EEG-Umlage auf 8,6 ct/kWh steigen könnte – sofern die oben genannten Maßnahmen der Bundesregierung nicht zum Tragen kommen.

Fazit:

Es wird ganz davon abhängen wie schnell die Corona-Krise überwunden ist, wie sich der Strompreis an der Börse entwickelt und ob der Staat zusätzliche Mittel zur Verfügung stellt. Agora Energiewende prognostiziert in Bezug auf die EEG-Umlage eine Spannbreite von – 0,5 ct/kWh bis 0,8 ct/kWh. Bei einem Haushalt mit einem Verbrauch von 3.000 kWh könnte daher von einer Preissenkung von 15 €/a bis hin zu einer Preiserhöhung von 18 €/a ausgegangen werden. Es bleibt festzuhalten, dass der Energiemarkt von so vielen Unbekannten beeinflusst wird, dass eine seriöse Prognose leider nicht abgegeben werden kann.